Haferflocken sind viel gesünder und wichtiger als Engergieriegel oder Gel.

Höchstleistung ohne Riegel, Gel & Iso

Zugegeben, ich war sehr angespannt. Nach 70 Marathons und zwei Ironman stand ich vor einer ganz neuen Herausforderung: Wettkämpfe ganz ohne Energieriegel, Energiegel und Iso. Ein Erfahrungsbericht.

Zugegeben, ich war sehr angespannt. Nach 70 Läufen über die Marathon- und Ultradistanz sowie zwei Ironman-Wettbewerben stand ich vor einer ganz neuen Herausforderung: meinem ersten „Vollwerttriathlon“. Was hatte ich vor? Anlässlich des Triathlons CologneClassic am 02. September 2007 wollte ich circa fünfeinhalb Stunden Sport treiben, genauer gesagt zunächst 2,5 Kilometer Schwimmen, dann 90 Kilometer Radfahren und zum Abschluss 21,1 Kilometer laufen. Und das ganz ohne Sportgetränke, Energiegels, Powerriegel, Iso oder Cola. Geht das überhaupt? 99 Prozent der Hobbysportler werden diese Frage mit „Nein“ beantworten. Und auch ich hatte große Bedenken.

 

Sportliche Höchstleistung ohne Riegel, Gel & Co

Erste Erfahrungen

1995 bin ich in München meinen ersten Marathon gelaufen. Ich erinnere mich noch genau an meine Anspannung, an das Kribbeln im Bauch, an die Neugierde auf alles rund um das für mich so bedeutende Erlebnis. In der Olympiahalle des Olympiaparks München war die Startnummernausgabe platziert. Ich trat ein und da war sie: meine erste Marathonmesse. Ein Wahnsinn, ein Schlaraffenland mit allem, was das Läuferherz begehrt. Flinke Schuhe, modische Textilien, Sportuhren mit Herzfrequenzmessung und mehr oder weniger leckere Sportgetränke und Riegel. Ich war fasziniert und überrascht, wie viele Möglichkeiten ich doch bisher ausgelassen hatte, um schneller und ausdauernder zu werden. Ich war bereit fast alles anzunehmen, was dort präsentiert wurde, schließlich war es mein erster Marathon, und alle um mich herum schienen so erfahren. Selbstverständlich akzeptierte ich die Vorstellung, dass man so eine unglaubliche Belastung wie einen Marathon nur mit speziellen isotonischen Getränken bestehen könne. 42,2 Kilometer im Wettkampftempo sind bekanntlich etwas anderes als ein Trainingslauf über 30 Kilometer.

Ich finishte meinen ersten Marathon in 3:46 Stunden. 3:30 h hatte ich mir eigentlich vorgenommen, aber Wadenkrämpfe machten mir einen Strich durch die Rechnung. Traurig war ich dennoch nicht, schließlich war es der erste Marathon. Außerdem hatte ich auf der Marathonmesse erfahren, dass es gegen Krämpfe Magnesiumbrausetabletten gibt, und auch andere Nahrungsergänzungsmittel mir helfen könnten, in Zukunft noch fitter zu sein. Ich lief in der Folge weitere Wettbewerbe und meine Leistungen wurden besser. Das hatte wahrscheinlich auch mit der „verbesserten“ Ernährung zu tun, denn schnell lernte ich, dass neben Sportgetränken auch Powerriegel, Energieriegel und für die letzten Kilometer auch Cola geeignete Beschleuniger sind. Ich akzeptierte das ungefragt.

 


 

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Laufcampus Laufcamps


 

Ein Umdenken begann

Erst in den letzten Jahren kamen mir erste Zweifel. 2002 machte ich mein Hobby Laufen zu meinem Beruf, wurde Trainer, gab ein Online-Magazin heraus, wurde Buchautor und konnte mich intensiver im Thema Ausdauersport weiterbilden. Ich besuchte Seminare bei Heinz Spies, Dr. Ulrich Strunz und Dieter Baumann und hörte auch einiges zum Thema Ernährung. Das Thema fasziniert mich seither immer mehr. Als Lauftrainer hatte ich längst mit Hobby- und Leistungssportlern sehr gute Erfolge erzielt und meine Laufcampus-Methode entwickelt, aber an die Thematik Essen und Trinken tastete ich mich nur schrittweise ran. Zunächst aß ich mehr Müsli, dann mehr Obst. Irgendwann experimentierte ich mit einer Flockenquetsche, machte mir meine Haferflocken selber – macht Dieter Baumann schließlich auch – ließ das dann aber schnell wieder sein.
Mit der Zeit lernte ich viel über Ernährung und allmählich kehrten neue Essrituale in unseren Alltag ein, die mit dem „jungen Butz“ nicht mehr viel zu tun hatten. Unser Haushaltsbudget für Obst, Salat, Gemüse und Vollkornprodukte wuchs, das für Wurst, Fleisch und Auszugsmehlprodukte sank auf Null. Zucker bringen sich unsere Gäste inzwischen selbst mit, denn wir haben schon lange keinen mehr im Haus. Wir frühstücken frisches Körnermüsli aus Haferflocken, Buchweizen und Amaranth, Nüssen, Ölsaaten und Obst, essen mittags Rohkost und Kartoffeln oder Vollkorngetreideprodukte mit frischem Gemüse und abends Salate der Saison, Vollkornbrot mit Rohmilchbutter und selbstgemachten Brotaufstrichen. Wann immer möglich, wählen wir Produkte in Bio-Qualität.

In Zeiten intensiven Lauftrainings und im Wettkampf vertraute ich damals nach wie vor den synthetisch erstellten Produkten der Nahrungsergänzungsanbieter. Doch auch mit dieser Ernährungssituation wurde ich immer unzufriedener. Hinzu kam, dass ich bei Marathonläufen mit Magenkrämpfen zu tun hatte, manchmal nach dem Rennen, auch schon mal während des Wettbewerbes. Ich recherchierte zu diesem Problem und stellte fest, dass es vielen Läufern ähnlich ergeht. Ein Artikel in einer Triathlonzeitung schrieb sogar von einem Phänomen namens „Läufermagen“, das bei jedem zweiten Läufer auftrete. Doch die mitgelieferten Tipps zur Abhilfe waren unbefriedigend.


Null Bock auf Iso

Inzwischen weiß ich aus eigener Erfahrung, Beobachtung und Studium guter Bücher - wie denen von Vollwertpapst Dr. Max Otto Bruker - dass die meisten Erkrankungen ernährungsbedingt sind. Aus einer von Industriezucker, konzentrierten Mehlen und totgekochtem Gemüse geprägten Ernährung resultieren die meisten Zivilisationskrankheiten. Auch Erkrankungen des Bewegungsapparates können hier ihre Ursachen haben. Der Mensch braucht eine Kost, die er im Laufe der Evolution gelernt hat zu verstoffwechseln. Als geborener Pflanzenfresser sollte diese für den Menschen möglichst natürlich sein, versehen mit viel Frischkost und Vollkornprodukten. Denn künstlich erstellte, oder mit künstlichen Zusätzen versehene Produkte, erzeugen mehr oder weniger erhebliche Stoffwechselstörungen. Industriell hergestellte Sportgetränke und –gels sind definitiv keine natürliche Ernährung. Liegen hierin vielleicht sogar die Ursachen für den „Läufermagen“, so wie Arteriosklerose, Diabetes und Gicht Folgen von Ernährungsfehlern mit zu viel Industriezucker und Auszugsmehl sind?

Soweit die Erkenntnis, doch wie lässt sich gesunde, natürliche und leistungsunterstützende Ernährung im Wettkampf umsetzen? Hier schweigt sich die Literatur aus. Ich recherchierte im Internet und lernte einige erfahrene Ausdauerspezialisten kennen, die mich mit wenigen und spärlichen Tipps versorgten. Dennoch stand mein Entschluss fest, beim Kölner Mitteldistanztriathlon wollte ich es versuchen mehr als fünf Stunden Sport ohne Isogetränke, Gel und Riegel zu schaffen.

 


 

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Selbstversuch beim Triathlon

In aller Kürze: Am Morgen ernährte ich mich mit meinem selbstgemachten vollwertigen Körnermüsli. Als Sportgetränk nahm ich Apfelsaftschorle (1/4 Direktsaft, 3/4 Wasser, eine Prise Salz) mit aufs Rad und an die Wechselstelle. Auf dem Rad aß ich Datteln, Hirsekekse und selbst gemachte Vollwertriegel und beim Laufen erfrischte ich mich nur mit Wasser und Wassermelonen. Und das Ergebnis? Selten habe ich mich während eines Wettkampfes so gut gefühlt. Die erzielten 5:04 Stunden waren für mich als Gelegenheitstriathleten und schlechten Schwimmer eine sehr gute Leistung. Auch beim abschließenden Halbmarathon blieb der durch die Ernährungsumstellung für möglich gehaltene Leistungseinbruch aus. Ganz im Gegenteil, ich lief gleichmäßig kraftvoll mein Tempo und überholte noch 80 Mitläufer. Mein erster „Vollwerttriathlon“ war ein Erfolg.


Welche Erkenntnis blieb?

Nach vielen Jahren der Orientierungssuche ernährt sich meine kleine Familie (mein Sohn war bei der Ernährungsumstellung 13 Jahre) seit Juli 2007 konsequent vollwertig, mit dem Ergebnis, dass wir uns alle besser denn je führlen. Seit September setze ich vollwertige Ernährung auch im sportlichen Wettkampf um. Dass mein Triathlonerlebnis kein Zufallsprodukt war, beweist auch meine neue persönliche Bestleistung (3:04:17 h) über die Marathondistanz, die ich ungeplant Mitte Oktober 2007 in Echternach erzielte, wieder nur mit natürlicher Verpflegung. Leistungsverbesserung durch Verzicht auf angeblich leistungsfördernde Nahrungsergänzungsmittel für Sportler. Wer hätte das gedacht.

Für mich war die Loslösung von der Sportlerfertignahrung der Industrie, die mich jahrelang hat glauben lassen, dass es ohne Iso, Gel und Riegel gar nicht geht, eine Befreiung. Mir wurde klar, dass kein industrielles Fertigprodukt so gut sein kann, wie Nahrung, die uns die Natur schenkt. „Wenn man Energieriegel konsequent weiter entwickeln würde, käme am Schluss eine reife Banane raus“, sagte schon vor Jahren ein sich vegetarisch ernährender Triathlonkollege. Ich habe lange gebraucht, um das zu glauben. Meine Kohlenhydrate und Mineralien kaufe ich nur noch auf dem Obst- und Gemüsemarkt. Ich bin unabhängig geworden und selbstbewusster denn je, weiß ich doch, dass meine sportliche Leistung auch wirklich meine eigene ist, und nicht die von Nestle & Co.

 


 

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7 Jahre später...

Diesen Artikel schrieb ich in der Anfangseuphorie der Ernährungsumstellung 2007. Sieben Jahre später sind meine Frau und ich immer noch Vollwertköstler und haben über unsere Erfahrung ein Buch für Läufer geschrieben: "Vitale Läuferküche – Volle Leistung durch vollwertige Ernährung" (BLV-Verlag). In diesem Buch finden Sie von meiner Gisela auch 66 Rezepte. Und wem die nicht reichen, der schaut einfach hier im Läufer-Blog unter Rezepte nach. Hmmm, lecker :-)

Lassen Sie es sich schmecken,

Ihr Andreas Butz

 

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